Der Sand, das Zelt und ich - oder "Habt ihr schon einmal einen voll beladenen Einkaufswagen durch den Schlamm gezogen?"
- Alex König
- 22. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Moin! Zelt steht. Aber bis dahin war es ein sandiger Weg ;-). Mein Song of the Day wäre somit eigentlich "Dieser Weg", aber ich habe die Kategorie in "Picture of the Day" geändert. Von daher...
Als ich auf dem Dünencampingplatz ankam, war ich erstmal froh, überhaupt einen Platz zu haben. Der Check-in bei Petra lief unkompliziert, herzlich und norddeutsch direkt ab – und überhaupt hatte ich schon bei meinem letzten Aufenthalt das Gefühl, dass die Amrumer*innen besonders freundlich und hilfsbereit sind. Das scheint sich zu bestätigen. Und nicht nur die Einheimischen: Kaum angekommen, half mir eine Frau mit ihrem kleinen Sohn spontan beim Tragen der ersten Dinge. Einfach so.

Schon der erste Materialtransport hatte es in sich. Der Platz liegt inmitten der Dünen, und das heisst: tiefsandiges Gelände, keine Fahrwege, kein flacher Boden in Sicht. Ich versuchte es zunächst mit einer Schubkarre, vollbepackt bis obenhin. Die liess sich ungefähr so elegant führen wie ein vollbepackter Einkaufswagen im Schlick – grummel und fluch. Nach einem Versuch war klar: das mache ich kein zweites Mal. Stattdessen lief ich lieber zehnmal mit kleineren Ladungen hin und her. Beim Schleppen durchs Gelände rief mir ein Oberschlauer zu: „Da braucht man kein Fitnesstraining mehr, hahaha!“ – ich fands jetzt grad nicht so witzig, so kurz vorm kollabieren.
Leider war mein Spot leicht abschüssig und ziemlich knapp bemessen, aber mit etwas Tetris-Logik liess sich das Zelt so aufstellen, dass immerhin noch ein kleines Eckchen für meinen Tisch blieb. Nicht ideal, aber ich war zu müde, um kritisch zu sein – Hauptsache, irgendwas stand. Gefühlt habe ich das Zelt trotzdem auf diesem ersten Platz bestimmt 50 Mal hin- und hergerückt, um die beste Position zu finden. Was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste: Das war nicht das letzte Mal, dass ich dieses Zelt hatte aufbauen müssen.
Die Nacht zeigte mir deutlich, dass ein leichtes Gefälle beim Schlafen gar nicht so „leicht“ ist – ich bin ständig irgendwohin gerutscht. Und so stand am nächsten Morgen die Entscheidung fest: Umzug. Neuer Platz, und hoffentlich besserer Schlaf.
Nach kurzer Suche wurde ich fündig: grösser, leicht erhöht, mit Blick auf den Leuchtturm – und vor allem direkt am Bohlenweg. Kurze Wege zu den Waschräumen und keine Schlepperei mehr durch hüfthohen (nur wenig übertrieben ;-)) Sand. Theoretisch.
Denn zuerst musste ich mein bereits aufgestelltes Zelt komplett ausräumen, abbauen, tragen – durch denselben Dünensand wie am Tag zuvor. Und danach Tisch, Stuhl, Matratze, Bekleidung, Essen … die Liste ist lang und der Sand war kein bisschen netter. Alles in allem ein echter Kraftakt. Am Ende zeigte meine Garmin 16'000 Schritte – und meine Schultern fühlten sich entsprechend an.
Als ich beim letzten Gang zurückkam, wartete dann noch die Krönung: Eine Möwe hatte sich an meinem Proviant vergriffen. Sie hatte es geschafft, meine ungeöffnete ROTE Chipstüte zu klauen, fein säuberlich zu zerlegen – und zu plündern. Frechheit!

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