Sonntag - ein freier Tag
- Alex König
- 13. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Juli
Nach sechs Tagen am Leuchtturm — der hat nämlich jeden zweiten Samstag im Monat geöffnet — habe ich heute frei. Es regnet, und ich sitze mit meinem Kaffee und einem Stück Pudel (eine Art überdimensioniertes Rosinenbrötchen mit Zuckerguss 😋) im Zelt und schaue aus dem beschlagenen Fenster.

Die zwei Stangen, die vor dem Fenster stehen, halten die Zelttür bei gutem Wetter wie ein kleines Vordach auf. Mangels weiterer Sandheringe habe ich sie einfach mit dem Hammer in den Boden gerammt — und jetzt halten sie, als wären sie in Beton gegossen.
Meine Eltern sind gestern abgereist. Es war eine entspannte Woche mit ihnen, und es wird mir fehlen, dass mich nächste Woche niemand mehr nach meinem Arbeitstag abholt. Das hat sich innerhalb einer Woche überraschend schnell so angefühlt, als wäre es schon immer so gewesen.
Heute weiss ich nicht so recht, was ich machen möchte. Gerade fühlt es sich ein bisschen leer an in mir. Vielleicht lese ich in Dörte Hansens Zur See weiter — ein paar Seiten sind noch übrig.
Gestern habe ich gemerkt, dass ich beim Arbeiten unkonzentriert war. Vielleicht lag’s an den sechs aufeinanderfolgenden Tagen. Geld (fast) falsch herausgegeben, zwanziger Scheine als Zehner wahrgenommen falsch zusammengerechnet. Obwohl ich spüre, dass mir das tägliche Hantieren mit Geld — oder überhaupt das Rechnen, weil ich keine richtige Kasse habe — gut tut. Ich bin schneller geworden, und im Kopf „synapst“ es besser. Nur gestern eben nicht.
Und dann war da wieder diese Situation am Ende des Tages, die ich jetzt schon mehrfach erlebt habe: Fünf Minuten nach Schliessen des Eingangs stehen plötzlich noch zwei Leute da und wollen unbedingt noch rein. Ich erkläre freundlich, dass sie leider zu spät sind. Dann kommt: „Aber Sie können doch sicher eine Ausnahme machen!“
In dem Moment schleichen sich schon zwei, drei weitere hinter ihnen an. Und ich sage:
„Wenn ich jetzt eine Ausnahme mache, steht Ausnahme 2 und 3 sofort schon hinter Ihnen. Dann bin ich heute Abend immer noch hier.“
Die meisten verstehen das.
Andere schimpfen.
Sagen, ich könne für mein Geld doch wohl noch ein paar Minuten länger arbeiten. Oder, sie seien doch extra auf die Insel gekommen, um den Leuchtturm zu sehen. Ich nehme es nicht persönlich. Ich bleibe freundlich und denke mir meinen Teil:
Wenn es sooooo wichtig ist, auf diesen Turm zu gehen — dann vielleicht nicht erst fünf Minuten nach Schluss kommen.
Wie würdet ihr das machen?
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